Gedichte

Dezenniumsgruss

IRREN IST KOMISCH

Ich habe gelacht, nun spüre ich Reue.
Nie lach ich ohne Trift.
Der Grund des Lachens ist, dass es
Auf alle Gründe schifft.

Wasserabschlagend & herzinniglichst verbunden ein maselreiches Jahr wünschend,
Ihre Ina
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Gedichte

Giordano Bruno

 

Giordano Bruno

 

Auf seiner Kathedra Petri saß

Clemens und starrte verdrossen,

Zwei Stunden schon waren verflossen.

Zwei Stunden schon! Quälend, und ohne daß

Ihm beifiel, wie schwer er die Strafe bemaß.

– Es lies sich indes nicht vermeiden,

Er mußte die Sache entscheiden.

 

Der Fall, vom Grunde her beseh’n

War eigentlich leicht zu lösen:

Der Kerl mußte seinen Thesen

Pro Forma entsagen; – nur den Ideen,

Die Frevel waren. – Es wäre gescheh’n,

Wenn man ihm erklärte, wie ernst es stand

Dann, gewiss, widerriefe er kurzerhand.

 

Doch zornig steigt es in Clemens hoch

Wie oft hatte man schon probiert! 

Den Widerruf ihm souffliert,

Doch er zerriß ihn und lachte noch

„Glaubt ihr“ scholls aus dem Kerkerloch,

„Ihr könnt die Gedanken, die einmal gedacht,

Ungedacht machen durch Eure Macht?“

 

War Kühnheit das? Blödheit? Gottesgnad‘?

Die Stärke seiner Gedanken 

Spricht nicht für einen Kranken.

– Was ist’s mit seinem Postulat,

Die Sonne sollte an Erden statt

Der Welten Angel und Mitte sein?

Wo nimmt er das her? Wer gibt ihm das ein?

 

Wie kommt es, daß der sich so versteigt?

Und durch Gedankenmut

Den tiefsten Einblick tut,

Indes die heilige Schrift dazu schweigt.

– Wir wollen doch sehen, wem Gott sich neigt.

Und den Blick von der Erd hebt er auf in die Höh,

„Mit Gott, führt ihn morgen zum Autodafè!“

 

Giordano Bruno wurde am 17. Februar 1600 öffentlich verbrannt, weil er sich verschiedener Gotteslästerungen schuldig gemacht, und in keinen Widerruf eingewilligt hatte. Neben der Leugnung Jesu als Gottessohn vertrat er ein kopernikanisches Weltbild, die Unendlichkeit des Universums und ferner eine der ersten neuzeitlichen „viel-Welten-Theorien“.

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