Gottesbeweise! Ich liebe Gottesbeweise! Sie gehören zu den wenigen Belegen, dass irgendwo auf diesem Planeten intelligentes Leben vorkommt. Natürlich sind sie, bewahre!, nicht alle gleich beweiskräftig. Die Intelligenz auf diesem Planeten betreffend, meine ich.
Unangefochtener König aller Gottesbeweise ist seit nunmehr fast eintausend Jahren der ontologische. Immer noch verursacht er jedem, der sichernsthaft mit ihm beschäftigt, heftiges Hirngleißen. Also da sei Gott vor!, ich werde den ontologischen Gottesbeweis fürs Erste einmal hingehen lassen, als nähme ich gar keine Notiz von ihm.
Nein, mir ist itzo eher nach den schwächeren Gottesbeweisen zumute; an ihnen kann ich meinen Scharfsinn wetzen, während er im Fall der starken Beweise womöglich schartig würde. – Spaemann wieder! Mein Mann der Stunde! Er hat einmal in der „Welt“ einen Gottesbeweis gemacht, der so ging:
Ich möchte das was ich meine, daß nämlich Wahrheit Gott voraussetzt, an einem letzten Beispiel verdeutlichen, an einem Gottesbeweis, der sozusagen nietzscheresistent ist, einem Gottesbeweis aus der Grammatik, genauer aus dem sogenannten Futurum exactum. Das Futurum exactum, das zweite Futur, ist für uns denknotwendig mit dem Präsens verbunden. Von etwas sagen, es sei jetzt, ist gleichbedeutend damit zu sagen, es sei in Zukunft gewesen. In diesem Sinne ist jede Wahrheit ewig. Daß am Abend des 6. Dezember 2004 zahlreiche Menschen in der Hochschule für Philosophie in München zu einem Vortrag über Rationalität und Gottesglaube versammelt waren, das nicht nur an jenem Abend wahr, das ist immer wahr. Wenn wir heute hier sind, werden wir morgen hier gewesen sein. Das Gegenwärtige bleibt als Vergangenheit des künftig Gegenwärtigen immer wirklich. Aber von welcher Art ist diese Wirklichkeit? Man könnte sagen: in den Spuren, die sie durch ihre kausale Einwirkung hinterläßt. Aber diese Spuren werden schwächer und schwächer. Und Spuren sind sie nur, solange das, was sie hinterlassen hat, als es selbst erinnert wird.